Der Weg von Windows zu Debian-Astro... etwas problematisch German · Georg N. Nyman · ... · 4 · 240 · 0

gnnyman 6.04
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Hallo alle,

ich möchte euch gerne von meinem Umstieg von Windows 11 auf Debian-Astro berichten. Es ist nur meine persönliche Erfahrung und darf nicht als allgemein gültige Bewertung des Systems gelten!

Ich habe einen "überzähligen" IntelNUC mit 16GB RAM, Intel i-7 Processor und 1TB SSD…. den habe ich mit Windows 11 und den üblichen astronomischen Paketen verwendet. Nun wollte ich einmal ausprobieren, wie es ist, wenn man Windows ade sagt und auf eine Linux Edition umsteigt. Mit Linux beschäftige ich mich bereits seit 1994 - nicht intensiv, aber schon damals habe ich die neueste Version auf einem alten PC ausprobiert und wieder gelassen - zu viel Schreibarbeit von Befehlen damals..

Ich habe mit nach einem Umsehen für Debian Astro entschieden - das habe ja alles, was man so brauchen kann und soll einfach zu installieren sein. Ja, theoretisch sicher, aber erst verbratete ich drei DVDs bevor die checksum stimmte und die ISO korrekt gebrannt war. Dann auf zum installieren - alles löschen lassen und komplett neu installieren. Das ging problemlos und war nach etwa 20 Minuten erledigt. 

Dann habe ich noch ein paar Zusatzprogramme, deren Liste ich in einem älteren Thread auf Astrotreff.de gefunden habe, installiert - zB AstroDMX, um ein Beispiel zu nennen. Ich wollte auch gerne phd2 installieren, bin aber immer wieder daran gescheitert, dass es libc6 >=2.38 braucht und das habe ich nirgendwo installierbar gefunden - nur 2.36 und das wollte phd2 nicht. Dann eben nicht, dachte ich mir. 

AstroDMX zu installieren ging problemlos. Aber beim Ausprobieren begannen die Probleme, ich habe sie bis jetzt nicht lösen können - warte auf eine Antwort des Programmvaters aus Italien. Nach dem Starten muss man den INDI Server aktivieren - kein Problem, dann die einzelnen INDI Treiber laden und aktivieren - auch kein Problem. Aber wenn man dann die einzelnen Gerätschaften anschließt, so stürzt der INDI Treiber immer nach ein paar Sekunden ab - also sowohl der für den Sesto Senso2 als auch der für den iOptron CEM25EC. Meine QHY600C Kamera konnte ich nicht verwenden, der QHY Treiber ist nur abgestürzt, also habe ich die ASI2600MC angehängt, die geht OK. Aber die ganze Software ist sehr instabil und daher für mich nicht verwendbar.

Gut, dann auf zu KStars - Installation sehr gut, läuft stabil, alles OK. Alle Einstellungen sind stabil, alles kann ich einstellen und einmal gespeichert, funktioniert alles OK. Aber wegen des Dauerregens - natürlich alles nur in der Garage im Trockenlauf ausprobiert. Auch die QHY600C Kamera läuft OK mit KStars (welches Wunder!)

Soweit so gut - aber ich will alles natürlich über WLAN steuern und nicht am MiniPC sitzen… WLAN funktioniert einwandfrei. Nun wie kann ich den NUC vom Wohnzimmer aus ansteuern - da gibt es Remmina, RDP und VNC. Ich habe es mit VNC probiert - kein Erfolg (nochmals, ich bin kein Experte für so was!), DRP - damit arbeite ich bereits lange mit den anderen beiden NUCs meiner beiden anderen Teleskope - geht prächtig. Also RDP bei Windows und Remmina bei Debian - so weit so gut. Aber dann komme ich zwar in den Gnome Desktop irgendwie hinein aber sonst ging einfach nichts mehr gut anzusteuern - keine Ahnung warum. Macht nichts, habe daher xfce4 installiert und komme damit gut in diese Oberfläche hinein. Habe aber zusätzlich KDE Plasma als direkte Oberfläche gewählt (wenn ich am NUC sitze) - macht mir das Leben einfacher. So, nun komme ich remote in den NUC, habe alles ausprobiert und mir die wichtigsten Programme bereitgestellt. Es funktioniert, war aber schon etwas mühsam. Am Ende gab es noch ein Problem - auf xfce4 habe ich keine Ausschaltbutton gefunden, nur einen Abmeldebutton - die zum ausschalten waren ausgegraut. Warum, keine Ahnung. Daher habe ich eine Action bereitgestellt, die den Befehl zum Ausschalten beinhaltet - ging einfach und funktioniert prima.

Zwei Tage sind vergangen…. es funktioniert zumindest im Trockenen…jetzt auf klaren Himmel warten und ausprobieren - bin gespannt, ob es auch im real live funktioniert - wäre schön! Sollte einer von euch als Debian-Guru Anregungen haben, noch so gerne und ich sage jetzt schon danke dafür!

CS
Georg
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cgrobi 7.16
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Hallo Georg,

ich habe zwar keine Hilfestellung für deine Probleme, wollte aber dennoch meine Meinung zu dem Thema sagen.

Ich habe vor ein paar Jahren mal einige Zeit lang mit einem Raspberry auf meinem Teleskop gearbeitet. Der Grund war, dass ich mein Setup immer draußen im Feld aufgebaut habe und der Raspberry sehr stromsparend gegenüber einem PC oder Laptop ist. Ich habe die Astroberry-Software verwendet, bei der im Prinzip alles was du versucht hast zu installieren bereits integriert ist. Von daher war die Sache recht einfach. Leider gibt es diese Images nicht für PCs, was eigentlich schade ist.

Ich kann nur aus der Erfahrung heraus sagen, dass das Arbeiten mit dem Pi und Linux prinzipiell sehr gut lief. Alles war recht selbsterklärend und ich hatte keine softwareseitigen Probleme. Der Grund, warum ich von dieser Lösung wieder weggegangen bin, waren einige Aussetzer, die mir ein paar mal Datenverlust beschert haben. Heute weiß ich, dass der Grund ein unterdimensioniertes Netzteil war. Damals hatte ich das so leider nicht auf dem Schirm. Ansonsten bestünde durchaus die Möglichkeit, dass ich das System heute noch nutzen würde.

Ich bin also wieder weg von Linux und bin damals, nach einem kurzen Abstecher über APT, bei Nina 1.1 hängengeblieben. Jetzt habe ich mich so daran gewöhnt, dass ich nicht mehr zurück möchte. Für mein Schulungs-Setup habe ich kurz überlegt, den Raspberry wieder zu reaktivieren. Dann bin ich aber wegen des Polar-Alignments und des erweiterten Sequencers doch wieder beim PC gelandet. Für die Schüler, die ich betreue, ist Windows mit PC sicher auch eher von Vorteil smile

Ich bin mir sicher, dass du mit KStars und ECOS auch glücklich wirst. Die Oberflächen sind recht übersichtlich gestaltet und es ist eine solide Software. Lass mich wissen, wie es bei dir lief. Ich bin sehr gespannt…

Viele Grüße

Christian
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gnnyman 6.04
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Hallo Christian,

Danke für Deine ausführliche Erzählung - ich habe drei Montierungen, auf zweien betreibe ich Win11 mit NINA auf der dritten habe ich den Eagle4S und NINA.

Alles läuft sehr fein, was mich nur wenig freut, ist dass ich immer wieder alle paar Tage oder Wochen updates machen muss, damit das System wieder einwandfrei funktioniert - Windows11 zwingt mich fast dazu.

Und daher habe ich mir gedacht, ich probiere wieder einmal eine Alternative aus. Vor Jahren habe ich einen Pi4 gehabt und das lief recht gut, nur auch ich hatte Aussetzer und damals keine Ahnung warum - auch bei mir war es die Stromversorgung.

Eine Alternative, die ich auch aus Interesse probiert habe, ist der Voyager - sehr interessante Software, sehr professionell gemacht und sehr stabil. Aber sie ist einfach so umfangreich, dass es mich zu viel Zeit kostet, sie jedesmal, wenn ich was Neues aufnehmen möchte oder eine Kamera wechsle, neu "programmieren" zu müssen.

Nehme ich über längere Zeit mit den gleichen Komponenten das gleich Objekt auf, dann ist alles fein mit Voyager. Und NINA - das ist mein fall-back, da bin ich sehr gut daheim damit und habe keine Probleme und noch nie welche gehabt.

Wie gesagt, es ist ein Experiment für mich, mal wieder Linux, Kstars und ECOS zu verwenden, bin gespannt wie ich mich fühle…. wenn einmal der Regen und der Wind weg sind :-(

Viele Grüße

Georg
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gnnyman 6.04
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Update per 1.Oktober:

Ich habe Debian geschrottet ( ist immer wieder abgestürzt und/oder eingefroren) und Ubuntu installiert - das kenne ich von einem meiner Rechner, das System ist wirklich sehr stabil. Nun kommt aber das große "Aber": 

Die Astronomiesoftware ist es nicht. Ich habe sowohl INDI, also auch Kstars/EKOS, Stellarium, AstroDMX und auch PhD2 installiert und kann nun aus meiner Erfahrung folgenden Bericht geben:
AstroDMX ist zwar attraktiv, aber absolut instabil - zumindest bei meiner Installation. Ich habe viel probiert, auch nach Anweisung des Autors, aber die SW ist instabil. 
Stellarium - da hängt es davon ab, ob man sie mit Monitor direkt ansieht oder per remote access. Remote geht sie nicht, direkt schon - wie ich herausgefunden habe (probieren), eine Frage des Displays, des Montors und seiner Auflösung.
PhD2 - ja, läuft aber nur ohne meiner ZWO120MM Guiding Kamera - also kontraproduktiv. Der INDI Treiber stürzt ab, wenn die Kamera verbunden wird - aber nur bei PhD2, nicht bei Kstars, dort läuft er einwandfrei. Also kann es nicht der Treiber sein. Hinweise vom Autor waren fein, haben aber nichts gebracht.
INDI Server - Treiber - laufen, stürzen sehr selten ab, etwas empfindlicher ist der für QHY Kameras, ZWO ist stabil. 
Kstars/EKOS - läuft fast stabil, stürzt aber doch manchmal ab, ohne dass man einen Grund dafür sehen kann. EKOS selbst - ja, läuft, es gibt aber einige Haken und Ösen: Platesolving ist heikel, ich habe es mit dem eingebauten System zum Funktionieren gebracht, dann ist es aber sehr schnell, Astrometry.net geht auch, ist aber logischerweise manchmal sehr langsam. ASTAP - ich habe alles installiert auch alle Indexfiles, die App hat diese aber nie gefunden und auch nicht funktioniert.
Autofokus - ja, der geht, ist auch gut. 
Guiding - mit dem eingebauten System ist ein Albtraum, das zum funktionieren zu bringen. So gut es mit PhD2 bei mir geht, so schlecht mit dem von Kstars. Nach viel probieren, hat es gearbeitet, aber das Schwingen habe ich nicht wegbekommen - gleiche Einstellungen bei PhD2 auf Windows - alles bestens. 
In Summe habe ich etwas eine Woche verwendet und sicher drei kurze Nächte (wegen Wolken) - es war einfach keine Freude und kein Vergnügen. Ich möchte was aufnehmen und nicht zittern, dass das System entweder abstürzt oder das Guiding spinnt oder sonst was. 
Ende - ich habe es auf die Seite gelegt und meinen MiniPC mit Windows und den üblichen Astroprogrammen wieder genommen - das funktioniert und ist stabil.
So, das war meine "Erfolgs"geschichte von Linux für Astrofotografie - sehr lehrreich und interessant, aber nicht stabil und manches ging nie.

CS
Georg
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cgrobi 7.16
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Hallo Georg,

schade, dass du so schlechte Erfahrungen gemacht hast. Ich kann nur sagen, dass sich keines deiner Probleme mit meinen Pi-Erfahrungen deckt. Inzwischen bin ich aber auch drei Schritte weiter und habe andere Ansprüche. Vielleicht würde ich die Dinge heute selbst auch anders sehen. Aber dennoch sei diese Nachricht Motivation für andere Mitglieder hier, dem ganzen System selbst eine Chance zu geben. Obwohl ich aus diversen Gründen auch Windows bevorzuge, bietet Linux für viele Tüftler gute Möglichkeiten, das Setup mit DIY-Projekten zu erweitern.

Für mich ist es immer wieder spannend, aber natürlich auch zeitraubend, bestimmte Dinge an meinen Setups zu ändern. Mit der OS-Umstellung ändert man praktisch alles auf einmal, was sicher nicht optimal ist. Die Welt sieht bestimmt besser aus, wenn man von Anfang an in ein System hineinwächst und aus den Erfahrungen lernt. Dann ist eine Umstellung von Linux auf Windows sicher ebenso frustrierend.

Dennoch ist es sehr schade, dass es mit dir und Debian/Ubuntu nicht funktioniert hat. Ich hätte gehöfft, dass es deutlich weniger Schwierigkeiten gibt. Aber am Ende zählt das Ergebnis und es gibt bekanntlich viele Wege, die nach Rom führen.

In diesem Sinne: Viel Erfolg weiterhin!

CS
Christian
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